Die Veröffentlichung dieser Fotos wurde verboten. Der Fotograf gleich mit. Ihn ereilte ein Publikationsverbot, bei dem es blieb, bis er ausgereist war.
Die Gründe für die Zurückweisung sind nur scheinbar offensichtlich. Natürlich sehen Sieger der Geschichte so nicht aus. Das liegt aber nicht daran, dass Rauch die Arbeiter auch anders hätte fotografieren können. Das Problem ist vielmehr, dass es Sieger der Geschichte nicht gibt, aber ein Bild von ihnen. Zum Vorbild, das in der Öffentlichkeit wirken sollte, gab es ein Vor-Bild, das im Kopf des Auftraggebers steckte. Die Klischees sind immer schon da, lange bevor jemand losgeschickt wird, sie zu bestätigen. Jeder Künstler, der solche Vorgaben bedienen will, muss also scheitern, und zwar weniger an seinem Geschick als an seiner Entbehrlichkeit. Diese tendenzielle Selbstaufhebung aber kam für Ludwig Rauch nicht infrage, weil er der Überzeugung war (und ist), dass die Würdeform des Bildes von der Würde seines Gegenstands konstituiert wird.
Anders als der Auftraggeber hatten die Arbeiter kein Bild von sich. Für sie konnte das schmutzige Kleid ihrer Verrichtungen keine Aussagekraft haben, da sie sich in dieser Gestalt nicht mehr wahrnahmen. Genau diese posenfreie und absichtslose Selbstgewissheit offenbart das Bild. Die stärkste Wirkung dieses Bildes demnach ist, dass es sich zutiefst bejaht: Porträtierte und Porträtist signalisieren eine übergreifende Akzeptanz und erreichen im Bildsinn das, was man auch Harmonie nennen könnte, denn nichts in dem Foto will über sich hinaus. Zu sehen ist eine dunkle und eine helle Gruppe von je vier Arbeitern. Der Chef steht rechts als Neunter beiseite und schließt das Halbrund einer durchkomponierten Staffage. Das Porträt gelingt, weil das Bild gelingt: In der Ordnung der Positionen zeigt sich die Hierarchie der Arbeit, in den Requisiten der Arbeit das Gleichmachende des Schuftens. Der Lichtraum öffnet sich in die Tiefe detailzergliederter Maschinentechnik. Sie scheint wie das Personal einem versunkenen Zeitalter zu entstammen. Trotzdem ist nicht die Museumskulisse der Ausbeutung interessant, nicht das gegenständliche Flair der Geschichte, sondern die bedürftige Gegenwart, in der sie konserviert ist. Vor Augen steht das epochal zurückgeschlagene Überlebensmilieu jener fortwährenden Nachkriegsgesellschaft, als die man die DDR begreifen muss. Das Leben in diesen Verhältnissen als ein unbeanstandetes Dasein zu zeigen, war ein subtiles Ziel, das keines dissidentischen Ehrgeizes bedurfte. Und so war das Problem für den Auftraggeber nicht irgendeine Botschaft, sondern die Unabweisbarkeit des Bildes.